Woodstockfeeling auf der Clingenburg
Holländische Truppe begeistert
Klingenberg a.Main Dienstag, 07.08.2018 – 16:28 Uhr
Extatische Momente, halbnackte Gitarristen, legendäre Songs und überschäumende Stimmung – und das an einem Montagabend. Nicht nur das Theater, auch die Gastspiele werden zu unvergesslichen Perlen, wie jetzt auch “Woodstock, the Story”.
Source:
https://www.main-echo.de/regional/kreis-miltenberg/art490820,6164120
Die holländische, brillante Truppe riss die Zuschauer bei den Clingenburg-Festspielen mit ihrer Show von den Stühlen, sie sangen und tanzten mit, bis die Stimmung der eines Hexenkessels glich. Bei der erwarteten Zugabe »With a little help from my friends« befanden sich Band und Publikum endgültig im absoluten Rauschzustand. So ungefähr dürfte es 1969 auch in Bethel beim Woodstock-Festival gewesen sein.
Ganz zu Anfang hätten die Zuschauer nicht gedacht, dass der Abend so berauschend enden würde, denn das Publikum saß noch brav auf seinen Sitzen, die blumenkranzbehäupteten Musiker standen entspannt auf der Bühne und spielten sich mit Songs von Joe Cocker (Feelin alright) oder Darbie Slick (Somebody to love) langsam warm. Im Hintergrund flimmerten Videoprojektionen, die Originalszenen vom Woodstock- Festival 1969 zeigten. Je nach Song wurde auch der Originalkünstler oder Textzeilen zum Mitsingen eingeblendet.
Die Musiker – jeder für sich eine Koryphäe an seinem Musikinstrument. Besonders die Gitarristen spielten rockig und hemmungslos gut, in der zweiten Hälfte auch rauchend und mit nacktem Oberkörper, so wie der rothaarige Belgier Thomas Meeuwis. Was für ein heißer Feger. Er verkörperte den Sänger Roger Daltrey von »The Who«. Mit irrem Tempo und ausgeflippten Körperbewegungen flitzte er mit seiner überlangen Fransenjacke über die Bühne.
Der langhaarige, attraktive Frontsänger Martin van der Starre schlüpfte in die meisten Stars von damals. Er hatte den größten Teil des Abends zu singen, wie zum Beispiel auch das »Bad Moon Rising« oder »Proud Mary«. Cocker war ihm aber auf den Leib und in die Kehle geschneidert. Sein schönstes und umjubelstes Lied war »With a litte help from my friends«, bei dem er auch die markante Körpersprache Cockers nachmachte. Danach folgten minutenlang Standing Ovations.
Normalerweise ist es schwierig, stimmlich total verschiedene Sängerinnen mit nur einer Frau abzudecken. Aber die Holländerin Muriel te Loo hat eine solch schöne Klangfarbe und facettenreiche Stimme, dass sie die Ballade » We shall overcome« von Joan Baez, »Beautiful People« von Melanie Safka und sogar »Peace of my Heart« von Janis Joplin authentisch singen kann. Bei Janis ist das Publikum total ausgeflippt, genauso wie bei den sensationellen Trommelsolis von Door Raeymaekers und Tim Beudel.
Regisseur Laurens ten Den erzählte keine Geschichte, sondern pickte sich die musikalischen Perlen aus drei Tagen Woodstock heraus und packte sie dann in drei Stunden Show, die er selbst mit witzig- flotten Sprüchen moderierte und kleinen Theaterelementen bestückte. Eine blumige Hippieshow der Extraklasse, die mit lang anhaltendem Applaus endete.